Zu den Aufgaben von Karl Bauer, Leiter des Stadtbauamts Coburg, gehört auch die Stadtplanung. Im Rahmen der kommunalen Planungshoheit werden dabei Pläne und Konzepte, Ideen und Vorschläge zur Entwicklung, Gestaltung, Sanierung und Verkehrsplanung der Stadt Coburg entwickelt – immer mit dem Ziel, die Stadt noch attraktiver und lebenswerter zu gestalten. Seit bereits acht Jahren lebt Baier mit seiner Familie in der Vestestadt und bringt als zugereister Mittelfranke für seinen Aufgabenbereich eine maßgebliche Voraussetzung mit: den oftmals so wichtigen »Blick von außen«.
Herr Baier, welche grundsätzlichen Ziele verfolgen Sie als Stadtplaner in Coburg?
2008 wurde das Integrierte Stadtentwicklungskonzept (ISEK) erarbeitet. Darin sind verschiedene Ziele klar definiert, wie die Erschließung von neuen Gewerbeflächen oder die Situation im Handel. Einer der wichtigsten Ansätze im ISEK ist die Auseinandersetzung mit dem Demografischen Wandel und seinen Folgen für unsere Stadt. Die Bürger Coburgs werden immer älter, die Einwohnerzahlen gehen zurück. Eines der Hauptziele unserer Arbeit ist es deshalb die 40.000-Einwohnergrenze in Coburg zu halten. Das schaffen wir aber nur, wenn sich die Stadt entsprechend attraktiv präsentiert.
…und macht Coburg das?
Coburg verfügt über große Vorteile: Mit unseren Standards in der Bildungs- und Wohnlandschaft, den kulturellen und sozialen Angeboten, die Coburg im Gegensatz zu vielen anderen Städten bietet, brauchen wir uns wirklich nicht zu verstecken. Wir von der Stadtentwicklung können mithelfen, dass die Zuzüge steigen. Ich bin fest davon überzeugt, dass die großen Gewinner des Demografischen Wandels die Metropolregionen sein werden, aber ich glaube auch, das gerade Städte, die attraktiv sind und Arbeitsplätze bieten, wie Coburg, zukünftig zu den Gewinnern zählen werden.
Haben sich durch den Demografischen Wandel besondere Trends in den Städten entwickelt?
Es herrscht ein allgemeiner Trend zu Urbaniserung. Viele ältere Menschen, die große Häuser und Grundstück im Umland haben, wollen jetzt lieber direkt in die Stadt ziehen, weil in Coburg alles vorhanden ist: Sie haben Einkaufsmöglichkeiten, schöne Cafés und Restaurants, Senioren- und Bildungseinrichtungen und das Theater direkt vor Ort. Es gibt lange Wartelisten für Menschen, die in der Innenstadt Wohnungen suchen. So attraktiv wie Coburg ist, glaube ich fest, dass wir unsere Einwohnerzahl in Zukunft halten.
Wie reagieren Sie auf die gesteigerte Wohnraumnachfrage?
Das müssen wir in der Stadtentwicklung natürlich beachten und einplanen. Wir machen das, indem wir beispielsweise Bebauungspläne mit vorhandenen Baurechten durchgehen und aus einem Baurecht zwei Baurechte für das jeweilige Grundstück machen. Die meisten Leute wollen heute keine großen, arbeitsintensiven Gärten mehr wie noch in den 80ziger Jahren. Wir wiesen derzeit auch keine neuen Baugebiete außerhalb aus. Wir versuchen vielmehr in der Innenstadt den vorhandenen Platz zu verdichten, um den bestehenden Wohnwünschen nachzukommen.
Wie sehen ihre zukünftigen „Baustellen“ aus?
Wir müssen Brachflächen revitalisieren wie das Sagasser-Areal, das Brockardt-Gelände oder die Fläche am Güterbahnhof, bei denen wir schon auf einem guten Weg sind. Brachflächen liegen mir sehr am Herzen. Auch das Brauhofgelände hinter dem Kino wird entwickelt. Das sind alles Flächen, die vor fünf Jahren noch marode und ungenutzt vor sich hin vegetiert haben. Da passiert derzeit wirklich viel, weil der Bedarf an Wohnungen erheblich ist und die Rahmenbedingungen stimmen. Zudem wird das bestehende Stadtentwicklungskonzept ISEK fortgeschrieben und überarbeitet. Dieser Auftrag wird im Dezember vergeben, um die Innenstadtsituation samt Handel neu zu definieren. Wir müssen uns im Bereich Handel neu aufstellen, denn dieser Bereich hat sich durch das Kundenverhalten stark verändert, im Gegensatz zu den bestehenden Fußgängerzonen und Einkaufsstraßen. Da haben wir Nachholbedarf. Brauchen wir wirklich so große Fußgängerzonen und Einkaufsbereiche? Das soll die Fortschreibung des ISEK herausfinden. Das ist wichtig für die Stadtentwicklung.
Es gibt bereits Ideen und Konzepte die Itz mehr ins Stadtleben zu integrieren?
Ja, das halte ich für eine tolle Idee. Das Wasserwirtschaftsamt allerdings sagt uns, dass es besser sei, Flüsse, wie Itz oder Lauter einfach fließen zu lassen, um Hochwasserprobleme zu vermeiden. Der Wasserdurchfluss sollte nicht durch Terrassen behindert werden. Aber ich glaube trotzdem, dass es eine Möglichkeit gibt, den Anforderungen des Wasserschutzes gerecht zu werden und gleichzeitig die Itz erlebbar zu machen. Das kann ich mir gut vorstellen.