»Städtebauförderung zahlt sich aus« – 40 Jahre Stadtsanierung

von7. Mai 2015 um 17:05Stadt Coburg

Der Charme von Coburgs Altstadt kommt nicht von ungefähr. Seit 1972 investiert die Stadt in die Sanierung ihrer Altstadt. In bisher sechs Gebieten wurde sowohl das historische Erbe erhalten als auch Schritt für Schritt mit zeitgemäßer Architektur aufgewertet. Verantwortlich für die Durchführung ist der Sanierungsträger der Stadt Coburg, die Wohnbau Stadt Coburg GmbH. Geschäftsführer Andreas F. Heipp erklärt, wie die Stadt Coburg von der Sanierung profitiert.

Ziel ist eine nachhaltige Stadtentwicklung. Was bedeutet das?

Coburg steuert aktiv die Gesamtentwicklung der Stadt und hat dabei die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Anforderungen im Blick. Dabei stehen die einzelnen Funktionen wie beispielsweise Wohnen, Dienstleistung und Gewerbe, Verkehr und Außengastronomie oder öffentliche und private Plätze miteinander in Konflikt. Hier gilt es Kompromisse zu entwickeln, die weit und lange tragen.

Wie werden nachhaltige Lösungen gefunden?

Interdisziplinäres, integriertes und zukunftsorientiertes Handeln ist gefragt. Dabei braucht es Mut zur Entscheidung. Bevölkerung, Politik und Verwaltung – alle müssen umfassend am transparenten Planungsprozess beteiligt werden. Letztlich müssen aufgrund sorgfältiger Vorabklärungen Kompromisse gefunden werden, zu denen alle verbindlich stehen.

Wie nimmt die Wohnbau ihre sozialpolitische Aufgabe war?

Neben guten Bedingungen für Gewerbe, Dienstleistung und Gastronomie schaffen wir Wohnraum für alle Menschen. Sonst ist nach Ladenschluss um 20 Uhr alles ausgestorben. Es muss große und kleine, barrierefreie und kindergerechte Wohnungen geben, für Menschen, die Unterstützung bedürfen sowie für diejenigen, die sich Wohneigentum leisten können – die ganze Breite, die unseres Erachtens eine Innenstadt ausmacht.

Weshalb lohnen sich die teils kostenintensiven Sanierungen der Baudenkmäler?

Eine historische Stadt hat eine ganz eigene, attraktive Identität. Die wollen wir mehr als nur im Originalzustand erhalten – denn dann wäre Coburg ein Museum. Die Gebäude müssen grundsätzlich saniert werden. Nur die Fassade schön machen reicht nicht. Auch die gesamte Gebäudesubstanz muss bedacht und die Grundrisse den heutigen Bedürfnissen angepasst werden.

Für Diskussionen sorgt gerade in den engen Altstadtgassen immer wieder der Verkehr und die Parkplatzsituation. Welche Lösungen gibt es?

Früher wollte man, dass alles mit dem Auto erreichbar ist und städtische Räume wurden monofunktional zu Straßen umgestaltet. Heute sind Innenstädte multifunktionale Räume, in denen alle Platz finden sollen. Anwohner und Gewerbe müssen aber erreichbar sein. Auch deshalb werden Tiefgaragen gebaut.

Wozu der ganze Aufwand?

Studien zeigen, dass jeder Euro der Städtebauförderung das Fünffache an Folgeinvestitionen auslöst. Dazu muss der Planungs- und Beteiligungsprozess bis in die Umsetzung durch ein aktives Projektmanagement vorangetrieben werden. Entscheidend ist, was hinten rauskommt. Hier zeigt sich die Qualität des Sanierungsträgers.

Coburg saniert seit 40 Jahren – wird die Arbeit je abgeschlossen?

Eine lebendige Stadt muss sich immer weiterentwickeln. Wünschenswert wäre, dass sich im privaten Bereich eine Eigendynamik entwickelt, sodass es keine externen Impulse mehr braucht und Immobilienbesitzer die nötigen Sanierungen aus Eigeninteresse vornehmen. Stadtentwicklung ist ein Prozess mit vielen Beteiligten, eine Daueraufgabe für die Kommunen.

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