Bürgerinformation zur ISEK-Teilfortschreibung

Vieles sei seit der Verabschiedung des Integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK) in Coburg in Bewegung, so das Ergebnis einer erneuten Bestandsaufnahme der bereits 2008 an der Ausarbeitung des ISEK beteiligten Büros »Ackers Partner Städtebau« und »CIMA Beratung + Management«. Für die städtebaulichen Entwicklungsprojekte und die in den letzten Jahren getätigte Investitionen gab es dann entsprechend auch viel Lob: Die Sanierung der Ketschenvorstadt sei, insbesondere rund um den Albertsplatz »bereits jetzt ein voller Erfolg«. Auch rund um den Theaterplatz, in der Kleinen und Großen Johannisgasse, in der Herrngasse sowie im Bereich der mittleren Ketschengasse seien positive Entwicklungen, sowohl in Bezug auf Frequenz als auch Nutzungsstruktur, zu beobachten, die im Zuge der Neubetrachtung zum Teil zu Heraufstufungen der jew. Lage(n) geführt haben. Im nördlichen Stadtbereich stellten die Stadtplaner vor dem Hintergrund der Frage »Wie weit sind wir seit 2008 mit dem ISEK?« vor allem die Reaktivierung der ehemaligen Brachflächen am Brauhof sowie die Entwicklung des eh. Brockardt-Areals heraus.

In den letzten Jahren sei, so die Experten, insbesondere in Bezug auf die Themenfelder »Innenstadt« und »Einzelhandel« eine wesentliche Veränderung der Rahmenbedingungen zu beobachten. Vor diesem Hintergrund hatte die Stadt bereits Anfang 2015 mit Blick auf eine Aktualisierung der Leitbilder und Handlungsempfehlungen von 2008 eine Teilfortschreibung des ISEK in der Form eines städtebauliches Einzelhandelsentwicklungskonzeptes »Stadt und Handel« beschlossen. Zur »Halbzeit« des Prozesses präsentierten die Projektleiter Prof. Walter Ackers (für den Bereich Städtebau) und Michael Seidel (für den Bereich Einzelhandel) am vergangenen Mittwoch zunächst im Bau- und Umweltsenat sowie am Abend auf einer eigens im Steinweg anberaumten Bürgerinformation Ergebnisse der bereits erfolgten Bestandsaufname sowie erste, daraus abzuleitende Ziele und Maßnahmen. Aktuell befindet sich der Prozess der Teilfortschreibung am Beginn der »Konzeptphase«, die voraussichtlich noch bis Anfang November andauern wird. Daran schließt sich unmittelbar die Konzeptausarbeitung an. Anfang 2016 sind dann eine 2. Präsentation und Bürgerinformation zur Teilfortschreibung vorgesehen.

 

 

Sehr gute Ergebnisse erzielte die Innenstadt im Zuge der erneuten Bestandsaufnahme u.a. in Hinblick auf das städtebauliche Gefüge: Die Coburger Innenstadt überzeuge vor allem durch ihre hohe räumliche Vernetzung, ihre »kurzen Wege« und zeichne sich durch eine sehr gute fußläufige Erreichbarkeit aus. Ebenso gut sei die Innenstadt aber auch mit dem Auto, dem so genannten Motorisierten Individualverkehr (MIV), oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln (ÖPNV) erreichbar. Parkplätze stünden in ausreichender Anzahl zur Verfügung. Die drei innenstadtnahen Parkhäuser Mauer, Zinkenwehr und Post sowie das engmaschige Haltestellen- und Busliniennetz des ÖPNV würden im gesamten Innenstadtgebiet für eine gute Abdeckung sorgen.

Im Bezug auf den Einzelhandel sei als besonders erfreulich hervorzuheben, dass Coburg nach wie vor, und insbesondere im Vergleich mit anderen Städten in der Region, über einen besonders hohen Verkaufsflächenanteil in der Innenstadt verfüge, sowie in den als »1a«-Lage eingestuften Flächen innerhalb der Innenstadt noch überwiegend inhabergeführte Geschäfte vorzufinden seien. Während sich in anderen Städten tw. nur noch knapp 20% der Verkaufsfläche in der Innenstadt befinde, verfüge die Coburger Innenstadt mit knapp der Hälfte der Gesamtverkaufsfläche im Stadtgebiet über eine vergleichsweise hohe Zentralität. Die vielen inhabergeführten Einzelhändler würden der Stadt ein unverwechselbares Gesicht geben, das vielen anderen Städten inzwischen verloren gegangen sei bzw. drohe verloren zu gehen. Während in Coburg in der Toplage der Innenstadt mit 55% in der Mehrheit noch inhabergeführte Geschäfte vorherrschen, ist deren Anteil beispielweise in Bamburg oder Bayreuth bereits auf knapp 25% zurückgegangen.

Auch in Bezug auf den Leerstand kann die Coburger Innenstadt trotz leichter Anstiege einen überdurchschnittlichen Wert für sich verbuchen. Mit 9,3% gehe es Coburg im Vergleich zu anderen bayerischen Städten deutlich besser: der Durchschnittswert liege bei knapp 11 %. Ungedeckte Umsatzpotentiale sehen die Experten der CIMA vor allem noch in höheren Segmenten sowie bei spezialisierten Einzelhändlern, beispielweise bei Büro- und Schreibwaren, Schuhen und Sportartikeln. Aber auch in den größeren Ketten, die zum Teil in anderen Städten im Umkreis, jedoch zurzeit (noch) nicht in Coburg vertreten sind, stecke eine Chance bzw. ein Potential für die Innenstadt. Für Filialisten wie bspw. Butlers, Douglas, WMF, Benetton, Hallhuber oder etwa Jack & Jones könnte eine Ansiedelung in Coburg in Zukunft möglicherweise attraktiv werden. Stephan Horn, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft der Stadt Coburg betonte, dass die Stadt mit vielen dieser Unternehmen in Kontakt stehe. Oft müssten allerdings Größe, Raumausstattung und vor allem die Lage des Geschäftes genau passen.

Wie gut die Bürgerinnen und Bürger ihre Stadt kennen, über ihre Stärken, Schwächen und Potentiale Bescheid wissen, zeigte sich nicht nur bei der abendlichen Informationsveranstaltung, sondern bereits in den Ergebnissen der im Vorfeld veranstalteten Workshops. Hier waren die Teilnehmer aufgerufen auf einer Karte der Innenstadt Bereiche hervorzuheben bzw. zu markieren, die sich ihrer Meinung nach besonders positiv oder aber ggf. auch defizitär entwickelt hätten bzw. ein großes (Entwicklungs-)Potential aufweisen würden. Ihre Einschätzungen deckten sich dabei zum Teil durchaus mit den Analysen der ISEK-Experten.

So wurden beispielweise die Entwicklungen rund um den Theaterplatz und die Ketschenvorstadt (Albertsplatz) von vielen Teilnehmern als besonders positiv betrachtet. Große Potentiale sahen die Teilnehmer u.a. am Marktplatz, in der Mohrenstraße und der Steinwegvorstadt, im angrenzenden Postareal sowie im Bereich des Schloßplatzes. Größere Defizite lokalisierten die Teilnehmer u.a. in der Judengasse – hier sei in den vergangenen Jahre eine hohe Fluktuation zu beobachten gewesen – sowie im Bereich der Steinwegvorstadt, wo zurzeit bereits die Voruntersuchungen zur Festlegung eines neuen Sanierungsgebietes laufen.

 

Lageplan: Untersuchungsgebiet: Steinwegvorstadt

 
 

  Die Mohrenstraße

 

  Im Steinweg

Die hier anstehenden Aufgaben waren sicherlich auch mit ein Grund, die Bürgerinformation zur Teilfortschreibung des ISEK in den Steinweg zu verlegen. Der Einladung in ein Ladengeschäft an der Ecke zum Unteren Bürglaß waren neben zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern auch Anwohner und Einzelhändler aus dem Bereich der Steinwegvorstadt gefolgt. In ihrer Präsentation hatten die Stadtplaner des Büros Ackers Partner bereits die im Steinweg vorhandenen Nutzungskonflikte thematisiert und neben einer Schärfung des Profils der einzelnen Bereiche bzw. der Findung von Funktionsschwerpunkten u.a. auch eine stärke Einbeziehung der umliegenden Areale z.B. im Bereiche des Lohgrabens und der der Gebergasse sowie im Oberen Bürglaß, vorgeschlagen. Diese würden zurzeit noch überwiegend »Rückseitencharakter« aufweisen. Hier stecke u.U. jedoch ein großes Potential sowohl zur Stärkung des Wohnens im Bereich der Innenstadt als auch für Nutzungen, die zu einer erhöhten Frequentierung des Gebietes beitragen könnten. Zur Erhöhung der räumlichen Vielfalt im Bereich des Steinwegs könnte bspw. über einen Quartiersplatz nachgedacht werden.

Mit Blick auf die Steinwegvorstadt warnte Prof. Ackers aber auch vor vermeintlich einfachen, »schnellen Lösungen«. In Bezug auf die Öffnung des Steinwegs für den motorisierten Individualverkehr, aber auch eine (zusätzliche) Verkehrsanbindung bzw. Erschließung der Stadt von Osten müsse abgewogen werden, da eine hohe Verkehrsbelastung einer Wohnentwicklung z. B. am Oberen Bürglaß oder im Steinweg möglicherweise entgegenstehe. Man könnte zudem gleichzeitig nicht »Alles« verbessern. Die Probleme würden dabei oft in den (unterschiedlichen) Ansprüchen unter- bzw. gegeneinander stecken. Den bisweilen an die Stadt(-verwaltung) herangetragenen »Allmachtsanspruch« halte er für überzogen. Die Stadt könne in Fragen der Stadtentwicklung letztlich nur in und durch die Zusammenarbeit mit den verschiedenen Akteuren handeln.

 
 

Pressestimmen

 

17.07.2015Coburger TageblattNoch viel Handel in der Innenstadt

16.07.2015Neue Presse CoburgInnenstadt mit Potenzial für Händler

11.07.2015Coburger TageblattErhalt und Stärkung der Innenstadt

 

 

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