Bürglaßschlösschen in neuem Glanz: Sanierung abgeschlossen

von25. Januar 2016 um 17:15Stadt Coburg

Zufriedene Gesichter bei allen Beteiligten nach Abschluss der dreijährigen Sanierungsarbeiten am Bürglaßschlösschen: »Hausherr« und 3. Bürgermeister Thomas Nowak, Peter Cosack, Leiter des Hochbauamtes, 2. Bürgermeisterin und Baureferentin Dr. Birgit Weber, Michael Rodenburger, Leiter des Standesamtes, Bauleiter Matthias Obermüller und Matthias Ehmann, Geschäftsführer der an der Sanierung beteiligten Fa. Form & Farbe Ehmann (v.l.n.r.).

 

  Bürglaßschlösschen (Frontansicht)
  Bürglaßschlösschen (seitlich m. Josias-Denkmal)
  Bürglaßschlösschen (Rückansicht)

Die Sanierung 2013-2016

Das Ergebnis, so das Fazit aller am Coburger Bürglaßschlösschen versammelter Beteiligter, kann sich nach 3 Jahren intensiver Sanierungsarbeiten nicht nur (von außen) »sehen lassen« – es ist auch im Inneren des Gebäudes deutlich spürbar und macht sich bei den Mitarbeitern und Besuchern des altehrwürdigen Hauses ganzjährig positiv bemerkbar. Die schrittweise Erneuerung der Fassade des einst für Prinz Friedrich Josias von Sachsen-Coburg-Saalfeld errichteten Stadtpalais – nur ein Aspekte der umfassenden Sanierungsmaßnahmen – brachte das historisch-bedeutende Gebäude am Rande des Theaterplatzes bereits im vergangenen halben Jahr immer wieder ins Gespräch. Halb gelb, halb weiß präsentierte sich das Gebäude von verschiedenen Seiten und ermöglichte so lange Zeit einen direkter Vergleich zwischen »alter« und vermeintlich »neuer« Ansicht.

In 2 Abschnitten wurde von April bis Juni zunächst die Süd- und Westfassade, von Juli bis Oktober letzten Jahres schließlich die Ost- und Nordfassade des Gebäudes saniert. Für eine Übergangszeit präsentierte sich das Bürglaßschlösschen so am Haupteingang in Richtung Landestheater – wie schon seit Jahrzehnten – im vielen Coburgerinnen und Coburgern vertrauten Gelbton, während in Richtung Theaterplatz hinter den durchsichtigen Planen der Gerüste bereits der neue Farbton, ein gedecktes Weiß durchscheinte. Welches die historische Ansicht war, darüber bestand – zumindest unter den Coburger Bürgerinnen und Bürgern – vielfach Uneinigkeit. Dabei wurde die Frage der neuen Farbgebung des Bürglaßschlösschen im Zuge der Sanierung keinesfalls dem Zufall überlassen. Vielmehr begaben sich die Verantwortlichen in Zusammenarbeit und mit fachkundiger Unterstützung des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege auf Spurensuche und fanden u.a. mithilfe historischer Aufnahmen heraus, dass das Gebäude über lange Zeit eine helle Farbgebung aufwies – der gelbe, aus jüngster Vergangenheit vertraute Farbton hingegen erst seit Mitte des letzten Jahrhunderts – vermutlich seit den 1970er Jahren – dem Bürglaßschlösschen seine Prägung verlieh.

Im Zuge der Sanierung näherte man sich nun der ursprünglichen, historischen Farbgebung wieder an. Damit tritt das Gebäude mit seiner wechselvollen Geschichte aus der unmittelbaren Umgebung in Zukunft deutlicher hervor und grenzt sich insbesondere zur Rückseite des benachbarten Landestheaters wieder als eigenständiger Bau ab. Bei der neuen Farbe – aufgetragen mit einer speziellen Bürste – handelt es sich um eine so genannte Reinsilikatfarbe – eine hochwertige Mineralfarbe, die als besonders langlebig gilt.

 

Die Gestaltung der Fassade ist sehr gelungen. Es freut mich besonders, dass in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege die neue Farbgebung nicht nur die Bedeutung der Architektur des Klassizismus hervorhebt, sondern auch das Standesamt mit unserem schönen Trausaal eine zusätzliche Aufwertung erfahren hat.

Dr. Birgit Weber, 2. Bürgermeisterin und Baureferentin

 
  Während der Sanierung (2015)
  Während der Sanierung (2015)

Auch in anderen Bereichen stellte die Bausubstanz des Gebäudes mit ihren gewachsenen Strukturen die Bauleitung sowie ausführende Handwerksbetriebe vor besondere Herausforderungen in Bezug auf eine fachgerechte, hochwertige und der besonderen Historie des Hauses Rechnung tragende Sanierung. Beim Austausch der in die Jahre gekommenen, zugigen Fenster entschied man sich gleich zu Beginn der Sanierungsarbeiten im Jahr 2013 ganz bewusst nicht für industriell gefertigte »Stangenware«, sondern für raffinierte Spezialanfertigungen, die nach außen hin die Optik historischer Einscheibenfenster vermitteln, im Inneren jedoch alle Vorteile moderner Isolierverglasung bieten. Das Ergebnis: »Es zieht nicht mehr…« – die historische Authentizität des Gebäudes blieb jedoch ebenfalls gewahrt. Vergangenheit ist auch die sich in den Sommermonaten im Trausaal ausbreitende Hitze, die bei Temperaturen von zeitweise bis zu 40° C nicht nur die Standesbeamten, sondern auch Brautpaare und Angehörige kräftig ins Schwitzen brachte. Moderne Klimatechnik – versteckt eingebaut im Dachboden, in Wandschränken sowie in 2 repräsentativen Truhen – sorgt nach Abschluss der Sanierungsarbeiten nun ganzjährig nicht nur für ein angenehmes Klima, sondern schützt – kaum sichtbar – auch das wertvolle Interieur, ohne dabei das einzigartige Ambiete eines der schönsten Trausäle Deutschlands zu stören.

Erneuert wurden neben zahlreichen Nebenarbeiten im Zuge der Sanierung auch die beschädigte Rampe und die vordere Eingangstreppe zum Bürglaßschlösschen. Maler- und Putzarbeiten, Natursteinarbeiten im Sockelbereich sowie die Restaurierung der Löwen im hinteren Eingangsbereich fügen sich nach Abschluss der Sanierungsarbeiten nahtlos in einen Gesamteindruck des Ensembles ein, der dieses »rundum« in neuem Glanz erstrahlen lässt. Zu den Veränderungen rund um das Gebäude gehören im Bereich des Haupteingangs auch zwei neue Fahnenmasten, eine Briefkastenanlage und ein Beschriftungsfeld, sowie – wie die 2. Bürgermeisterin und Baureferentin Dr. Birgit Weber betonte – eine Litfaßsäule auf der gegenüberliegenden Straßenseite, die in naher Zukunft mit Bildern auf die laufende Sanierung der Morizkirche aufmerksam machen soll. »Es tut gut, das Haus so zu sehen, wie es jetzt ist«, zeigt sich Michael Rodenburger, Leiter des seit 1951 im Bürglaßschlösschen beheimateten Standesamtes, überzeugt vom Ergebnis der Sanierungsarbeiten.

Über drei Jahre und aufteilt auf die verschiedenen Maßnahmen, investierte die Stadt Coburg knapp 400.000 € in die Sanierung des historischen Gebäudes, an deren Ausführung unter der Regie des städtischen Hochbauamtes etwa 20 verschiedene Unternehmen und Handwerksbetriebe aus Coburg und der näheren Umgebung beteiligt waren. Fördermittel in Höhe von ca. 75.000 € stellten die Oberfrankenstiftung, die Bayerische Landesstiftung sowie das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege zur Verfügung.

Dass es sich gelohnt hat, darüber besteht bei einem abschließenden Ortstermin am Bürglaßschlösschen unter den versammelten Beteiligten Einigkeit. »Hausherr« und 3. Bürgermeister Thomas Nowak, 2. Bürgermeisterin und Baureferentin Dr. Birgit Weber, Michael Rodenburger und Peter Cosack, Amtsleiter im Standes- und Hochbauamt sowie Bauleiter Matthias Obermüller und Matthias Ehmann, Geschäftsführer der an der Sanierung beteiligten Firma Form & Farbe Ehmann, lobten nicht nur das rundheum gelungene Endergebnis, sondern auch die über den Verlauf der Maßnahme allzeit gute Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Akteuren vor Ort.

Zur Geschichte des Bürglaßschlösschens

Das Bürglaßschlösschen in seiner heutigen Form ließ sich 1794/1795 Prinz Friedrich Josias von Sachsen-Coburg-Saalfeld als Alters-/Ruhesitz ausstatten. Der Kern des ursprünglichen Fachwerkbaus stammt jedoch bereits aus dem 16. Jahrhundert. Am Dreiecksgiebel ließ Friedrich Josias den, inzwischen überstrichenen, Spruch »Per actis laboribus« (»Nach getaner Arbeit«) anbringen. Wer einmal Schwierigkeiten haben sollte, das Gebäude zu finden, dem weist die Statue des Prinzen am Theaterplatz den richtigen Weg. Der erhobene linke Arm zeigt in Richtung »seines« Palais. Als Walmdachbau mit Zwerchhausrisaliten präsentiert sich das Gebäude seit dieser Zeit in klassizistischem Stil. Zum Palais gehörte ursprünglich noch ein Nebengebäude – das heutige AWO-Mehrgenerationenhaus – sowie eine Grünanlage, der heutige Prinzengarten. Die zwei Löwenfiguren – früher seitlicher Abschluss des Gartenportals in Richtung Theaterplatz – säumen heute den hinteren Treppenaufgang zum Bürglaßschlösschen. Nach dem Tod Prinz Friedrich Josias‘ von Sachsen-Coburg-Saalfeld ging das Palais in den Besitz Herzog Ernst I. über, der es seiner Mutter, Herzoginwitwe Auguste, als Stadtwohnung überließ. 1843 ging das Anwesen auf die katholische Linie des Herzogshauses Sachsen-Coburg-Kohary über und war eine Zeit lang nach einem Enkel der Herzogin Auguste, der es bis 1881 bewohnte, als »Prinz-August-Schlösschen« bekannt. Sein Sohn Ferdinand, König von Bulgarien, machte es während seiner regelmäßigen Aufenthalte in Coburg zum Familiensitz. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde es dauernder Wohnsitz des Zaren. In der Bevölkerung wurde fortan vom »Bulgaren-Schlösslein« gesprochen, Zar Ferdinand selbst bezeichnete es als »Augustenpalais«. Seit 1948 befindet sich das Gebäude im Besitz der Stadt Coburg.

 
 
 

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