Zur Osternacht: 1. Gottesdienst in frisch sanierter Morizkirche

von24. März 2016 um 18:37Stadt Coburg

  Neuer Glanz in alten Mauern
  Blick in den Altarraum
  Blick ins Kirchenschiff
  Der Epitaph nach der Restaurierung

Mit einer »Kirchenschließandacht« am Ostermontag 2014 begann für die evangelischen Innenstadtgemeinde St. Moriz die jüngste Zäsur in der mehrere Jahrhunderte überspannenden Geschichte der Gemeinde. Nicht weniger als eine Runderneuerung stand bevor. Für die erste, grundlegende Innensanierung seit nahezu einem halben Jahrhundert schlossen sich die Tore der altehrwürdigen Stadtkirche. Die Gläubigen zogen in einer Prozession zur nahe gelegenen Salvatorkirche, die für die Zeit der Bauarbeiten neuer Mittelpunkt des Gemeindelebens werden sollte.

Direkt nach dem Osterfest, am 22. April 2014 begannen die Arbeiten in der Morizkirche, die nach der 2008 fertiggestellten Dach- und Fassadensanierung nun auch den Innenraum der Kirche in neuem Glanz erstrahlen lassen sollten. Knapp 45 Jahre nach der letzten Renovierung im Jahr 1970, durfte es kaum verwundern, dass sich nicht nur in den Ecken und Ritzen des verwinkelten Kirchenschiffs allerlei Staub angesammelt hatte. Eine grundlegende Reinigung stand ebenso auf dem Programm wie ein neuer Anstrich sowie diverse Reperatur- und Ausbesserungsarbeiten. Zur den im Rahmen der Sanierung geplanten Maßnahmen zählte aber auch die Modernisierung der in die Jahre gekommenen Elektrik, darunter bspw. die Erneuerung der Beleuchtungs- und Beschallungsanlagen. Insbesondere die Anforderungen an den Denkmalschutz ließen das Vorhaben mit einem Budget im Gesamtvolumen von ca. 1,4 Millionen Euro von Beginn an zu einem ambitionierten Projekt mit einem nicht weniger ambitionierten Zeitplan heranwachsen.

Knapp 2 Jahre später – in der Woche vor dem Osterfest – scheint bei einem Ortstermin in der Morizkirche unter dem Eindruck des Geleisteten endgültig festzustehen, dass das Vorhaben, das im Zeitplan und unter Einhaltung des Kostenrahmens abgeschlossen werden konnte, nach allen Maßstäben, nicht zuletzt des ästhetischen Gesamteindruckes, als Erfolg betrachtet werden kann. Die Verantwortlichen ist eine regelrechte »Punktlandung« gelungen: Am Ostermontag 2014 schlossen sich die Tore der Kirche – zur Osternacht 2016 wird die Gemeinde wieder in die frisch sanierten Kirchenräume einziehen können. Zur offiziellen Wiedereröffnung am 8. Mai 2016 wird dann auch der bayerische Landesbischof und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, von 2002 bis 2004 selbst Pfarrer an der Morizkirche, in Coburg erwartet.

Zur Geschichte der Morizkirche

Das im Besitz der Stadt Coburg befindliche historische Gebäude ist die älteste Kirche Coburgs und Hauptkirche der evangelischen Innenstadtgemeinde St. Moriz mit ca. 5.000 Gemeindemitgliedern. Schutzpatron der Kirche ist der Heilige Mauritius. Sie geht zurück auf eine romanische Basilika aus dem 12. Jahrhundert, von der noch Fundamentreste vorhanden sind. Der erste urkundliche Nachweis stammt aus den Jahren 1056/1057. Der älteste Teil des heutigen Kirchenbaus ist der 1330 abgeschlossene Ostchor. Die Türme und das Portal der Kirche kamen um etwa 1420/1450 hinzu. Um 1520 wurde mit der Aufrichtung des eigentlichen Kirchengebäudes begonnen. Zu Ostern 1530 predigte Martin Luther siebenmal in der Morizkirche. Um 1633 wurde der unvollendete, südliche Turm mit einer welschen Haube versehen. Seit dieser Zeit wurde das äußere Erscheinungsbild des Gotteshauses nicht mehr verändert. Unter Herzog Franz Josias wurde die Morizkirche schließlich zwischen 1740 und 1742 im Inneren barockisiert. Seitdem ist das Gotteshaus, abgesehen von den Kirchenfenstern und Erhaltungsarbeiten, auch im Inneren unverändert geblieben.

Im Chor – über der Grablege der herzoglichen Familie befindet sich der Alabaster-Epitaph Herzogs Johann Friedrich des Mittleren, ein Werk des Bildhauers Nikolaus Bergner aus Pößneck (1598 fertiggestellt). Die betende Figurengruppe zeigt die herzogliche Familie. In der Mitte kniet Herzog Johann Friedrich der Mittlere, ihm gegenüber seine beiden Ehefrauen, Agnes von Hessen und Elisabeth von der Pfalz. Hinter dem Herzog sind seine beiden im Kindesalter verstorbenen ältesten Söhne Johann Friedrich und Friedrich Heinrich sowie als Erwachsene Johann Casimir und sein jüngerer Bruder Johann Ernst dargestellt. Hinter den Figuren sind die Wappen der jeweiligen Familien angebracht. Beachtenswert sind darüber hinaus ein Taufstein aus dem Jahre 1539, die Grabplatten der Herzöge Johann Casimir und Johann Friedrich des Mittleren, der Sarkophag Herzog Albrechts in der Gruft sowie die 1989 erbaute Schuke-Orgel mit historischem Prospekt von 1740. Die Orgel hat 54 Register (ca. 3.800 Pfeifen) auf 3 Manualen und Pedal.

 
 

Zu den Sanierungsarbeiten

  Während der Sanierungsarbeiten
  Während der Sanierungsarbeiten
  Spendenübergabe zur Restaurierung des Epitaphs

Vor Beginn der eigentlichen Arbeiten, stand nach der Ausräumung der Kirche zunächst die Errichtung einer aufwändigen Baugerüstkonstruktion im steilen Kirschenschiff im Vordergrund, die den verschiedenen beteiligten Handwerkern und Restauratoren auch die letzten Winkel des weitläufigen Kirchenbaus erschließen sollte. Die Konstruktion umfasste den gesamten Innenraum und wuchs mehrebig bis zu 15 Meter in die Höhe. Der historische Epitaph und die Schuke-Orgel wurden vor Beginn der Sanierungsarbeiten mit einer Schutzverkleidung versehen. Insbesondere der Zustand der Orgel wurde während der andauernden Sanierung genauestens überwacht, um eine Beschädigung der empfindlichen Anlage zu vermeiden.

Modernisiert wurden im Rahmen der Sanierungsarbeiten u.a. die in die Jahre gekommene Elektrik – neue Kabelstränge wurden verlegt, die Beleuchtungstechnik und die Tonanlage erneuert. Die Steuerung erfolgt in Zukunft bequem über ein Touchscreen-Bedienelement in der Sakristei. Für die Beleuchtung des Innenraumes wurden für verschiedene Anlässe vorprogrammierte Lichtszenen entworfen.

Darüber hinaus erhielt das vom Staub mehrerer Jahrzehnte befreite Kircheninnere einen neuen Anstrich. Hier hatte man sich nach aufwändigen Untersuchungen zu einer Rückbesinnung auf traditionelle Farben entschlossen. Das Altrosa der letzten Renovierung musste einem helleren Grundton weichen, der an eine Farbgebung angelehnt ist, die zuletzt im 19. Jahrhundert das Kircheninnere bestimmte. Mit einem hellen Ockerton sowie gedecktem Weiß dominieren in Zukunft deutlich dezentere Farben den Innenraum der Kirche.

Neben Fassungsarbeiten wurden im Zuge der Sanierung zahlreiche Risse und kleinere Beschädigungen, bspw. an den Stuckornamenten, beseitigt. Besonders zu schaffen machte den Denkmalschützern eine »Altlast« der letzten Renovierung. An verschiedenen Stellen im Kircheninneren war in der Vergangenheit mit Dispersionsfarben gearbeitet worden. Diese mussten im Rahmen der Sanierung zunächst aufwändig entfernt und durch – dem heutigen Stand der Denkmalpflege entsprechende – Kalkfarben ersetzt werden.

Zu den zusätzlichen Arbeiten im Rahmen der Sanierung gehörte die Reparatur eines Teils des Daches, nachdem im Bereich der Michaeliskapelle Feuchtigkeitsschäden festgestellt wurden. Darüber hinaus fand eine Modernisierung der Fernwärmeanlage statt, die im Falle einer zukünftigen Havarie für zusätzlichen Schutz sorgt.

Parallel zur Innenraumsanierung konnte auch die Restaurierung des historischen Epitaphs abgeschlossen werden, welche ursprünglich nicht zum Arbeitsprogramm gehörte. Nicht zuletzt durch großzügige Spenden aus der Coburger Bürgerschaft konnte auch dieses Projekt rechtzeitig zur Wiedereröffnung der Kirche vollendet werden, so dass sich die Morizkirche als einer der Hauptschauplätze der Bayerischen Landesausstellung 2017 rundum in neuem Glanz präsentieren wird.

In der Osternacht am kommenden Sonntag sollen dann – zum ersten Mal seit Abschluss der Innensanierung – die ebenfalls erneuerten Tore wieder für die Gläubigen der Innenstadtgemeinde offenstehen. Für viele, die nicht bereits die Baustellenkonzerte im Oktober/November oder die Christvesper am Weihnachtsabend 2015 genutzt hatten, um sich einen Eindruck vom Fortschritt der Instandsetzungsarbeiten zu verschaffen, ist dies vermutlich die erste Gelegenheit, das Ergebnis der umfangreichen Sanierung aus nächster Nähe zu betrachten.

 
 

Einige Impressionen der Sanierungsarbeiten

 
Fotos: Stadt Coburg / Jörg Pohnke, Evang.-Luth. Kirchengemeinde Coburg – St. Moriz.

 
 
 

 

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